Freitag, 2. Oktober 2015

Überraschung!

Also — wer hätte sich sowas bloß gedacht?!


Auch US-Truppen verübten brutale Vergewaltigungen

Hunderttausende Frauen wurden 1945 von Rotarmisten vergewaltigt. Aber auch viele GIs zwangen Deutsche zum Geschlechtsverkehr, zeigt die Historikerin Miriam Gebhardt. 
 Aber »DieWelt« wäre nicht »DieWelt«, wenn ihr »leitender Redakteur Zeit- und Kulturgeschichte« nicht sofort zu versichern wüßte:

Doch ihre Zahlen überzeugen nicht.

Ei, warum? Ei, darum! Weil — Morgenstern läßt grüßen — nicht sein kann, was nicht sein darf. Naja, 1945 waren nicht alle GIs zu jeder Zeit Gentlemen in Uniform, zugegeben — aber ...
Denn ihre Schätzung von mindestens 190.000 Vergewaltigungen durch US-Soldaten ist nicht besser und nicht schlechter als jede andere vage Annahme. Zu dieser Zahl kommt Gebhardt durch mehrere, jeweils in sich mindestens fragwürdige Hochrechnungen.
Ausgangspunkt ist eine Statistik von 1956, der zufolge in der Bundesrepublik und in West-Berlin knapp 3200 Kinder lebten, die bei Vergewaltigungen gezeugt wurden. Davon seien etwa drei Fünftel amerikanischen Vätern zuzurechnen.
Da erfahrungsgemäß ein Prozent der insgesamt vergewaltigten Frauen tatsächlich ein Kind ihres Peinigers gebar, multipliziert Gebhardt diese Zahl mit 100. So kommt sie auf den Wert von mindestens 190.000 von GIs vergewaltigten Frauen.
Doch dieser Wert ist, anders als die Autorin vorgibt, in Wirklichkeit völlig freihändig. Weder die Ausgangszahl noch der Faktor 100 sind überzeugend belegt. Es sind Annahmen, die zutreffen können, aber nicht müssen. Das festzustellen hat nichts mit Relativierung der Verbrechen zu tun – es könnte genauso gut doppelt so viele Fälle sexueller Gewalt durch GIs gegeben haben oder halb so viele. Man kann es schlicht nicht quantifizieren.
Als sicher darf man annehmen, dass es auch beim Einmarsch der westlichen Truppen in Deutschland zu vielen traumatisierenden sexuellen Gewalttaten gekommen ist. Es werden viel mehr gewesen sein als die etwa 11.000 Fälle, die der amerikanische Kriminologe J. Robert Lilly aufgrund einer Hochrechnung aus den tatsächlich eröffneten Militärstrafverfahren angenommen hat.
Ob es aber 100.000 waren, eine Viertel- oder eine halbe Million, wird sich nicht aufklären lassen. Das sollte man auch offen einräumen, sonst führt man Leser in die Irre.
Noch viel mehr führt allerdings in die Irre, wer durchaus empirisch-rational nachvollziehbare, und als schätzungsweise Ermittlung im Buch offengelegte (sic!) Berechnungen seinen Lesern als »nicht besser und nicht schlechter als jede andere vage Annahme«, sogar als »völlig freihändig« verkaufen will! Ein bloßer Blick in Wikipedia hätte den »leitenden Redakteur« in Kenntnis gesetzt, daß ein einmaliger Geschlechtsverkehr infolge Vergewaltigung mit ca. 3-5% Wahrscheinlichkeit zu einer Schwangerschaft führt — wenn man dann noch annimmt, daß ein erheblicher Teil dieser Schwangerschaften durch eine Abtreibung beendet wurde, und weiters durch Kindersterblichkeit zwischen 1945 und 1956 zusätzlich Kinder in der Statistik aus 1956 nicht mehr erfaßt sind, dann ist die Schätzung »mal hundert« nicht bloß eine »vage Annahme« sondern vielmehr durchaus nachvollziehbar.

Aber wer, wie »DieWelt«, und überhaupt alle Publikationen der Springer-Presse, sich nicht primär als Informationsmedium, sondern als Sprachrohr des Hegemons U.S.A. verstand und versteht (bekanntlich steht »die Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und die Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika« in der Satzung der Springer AG), der hat natürlich jedes Interesse, alle Verbrechen der US-Army im besiegten und unterworfenen Deutschland nach Möglichkeit schönzureden.



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