Montag, 28. April 2014

Heute vor 225 Jahren

... am 28. April 1789, fand die wohl bekannteste Meuterei der Geschichte statt — die »Meuterei auf der Bounty«. Inspiration nicht nur für Romane, sondern auch für hochprämierte Filme. Zunächst der aus dem Jahr 1935:


... dessen Trailer mit einem patriotischen »Rule Britannia« abschließt, und dessen Hauptdarsteller, Charles Laughton und Clarke Gable ihre Rollen durchaus interessant, doch irgendwie auch recht konventionell spielen. Demgegenüber ist der Film aus dem Jahr 1962 natürlich »moderner«, will sagen: psychologisierender, angelegt. Sicherlich ist Marlon Brando weniger »Hoppla-jetzt-komm-ich«- mäßig unterwegs als Gable, doch kann — wenigstens in meinen Augen — die Darstellung des Captain (korrekt eigentlich: Lieutenant) Bligh durch Charles Laughton mit der späteren Darstellung durch Trevor Howard durchaus verglichen werden. Hier der Trailer aus 1962:


Was mich an solchen Trailern immer amüsiert, sind ihre prahlerischen Anpreisungen, wieviel Geld doch in die Produktion des Films geflossen sei. Als ob »teuer« gleich »gut« wäre. Nun, das ist Amerika, wo ein geistloser x-ter Aufguß des »Terminator« immer noch umjubelter ist, als eine feine comédie noir von Altmeister François Truffaut ...

Im Jahr 1984 kam noch (mit Anthony Hopkins) eine dritte, und überaus hochkarätig besetzte, Fassung heraus


die gegenüber den beiden vorherigen endlich auch Captain Bligh nicht mehr nur als sadistisches Ekel vom Dienst vorführt. Sollte also doch — hoping against hope — eine Verbesserung des Geschmacks, wenn schon nicht im Publikum, so doch unter den Regisseuren möglich sein?

Wie auch immer: die historische Meuterei zeigte jedenfalls, daß Untergebene sich nicht alles gefallen lassen, daß irgendwann der Zorn durchbricht und die Autorität hinwegfegt. Eine Lektion, die unsere politischen »Eliten« (und nicht nur politischen!) gern verdrängen. Eine Lektion, die sie freilich werden lernen können, wenn der Druck weitersteigt.

Dürfen wir — nochmals: hoping against hope! — also vielleicht erleben, daß die EU-Kommission ein Rettungsboot nicht bloß auf Steuerzahlerkosten finanzieren läßt, sondern selbst eines besteigen darf — um hinauszutreiben in den weiten blauen Ozean? Und dürfen wir hoffen, daß nicht alle Bootsfahrten so unbeschadet ausgehen wie die des Captain Bligh ...?

Aber nein! Dazu wird's nicht kommen — viel zu rückgratgebrochen und enteiert (»verhausschweint« hätte Konrad Lorenz dazu gesagt) ist mittlerweile unsere Gesellschaft. Und natürlich sind auch die Methoden, mit denen die Knute geschwungen wird, diffiziler geworden. Ein Ausritt der Steuerfahndung hier, eine Drohne aus heiterem Himmel dort, Permanentüberwachung aller Informationskanäle, um das Beweismaterial für Prozesse wegen irgendwelcher Gedankenverbrechen stets griffbereit zu haben. So macht man das heute!

Und doch — ein Restrisiko bleibt für unsere »Eliten«. Und das schöne daran: es ist und bleibt für sie unkalkulierbar! Denn nur, womit man rechnen kann, das kann man auch be-rechnen. Und wenn die Geschichte etwas zeigt, dann dies: der Mensch ist nicht berechenbar — und das war stets der Todeskeim der vielen Versuche, eine »bessere« Welt zu schaffen. Die Chancen sind intakt, daß es auch diesmal nicht gelingen wird ...

2 Kommentare:

Volker hat gesagt…

"Wie auch immer: die historische Meuterei zeigte jedenfalls, daß Untergebene sich nicht alles gefallen lassen"

Hm. Ich glaube, gerade diese Meuterei eignet sich nicht als Beleg. Denn Bligh war offenbar nicht der rücksichtslose Tyrann. Im Gegenteil, seine Nachsichtigkeit und Humanität waren wohl der Grund für die Meuterei.

Nach allen historischen Quellen, die nicht aus dem Umfeld der Meuterer und ihrer Familien stammen, war William Bligh nicht nur ein umsichtiger und erfahrener, sondern sogar ein für seine Zeit überaus fürsorglicher Seeoffizier, der – durch James Cook beeinflusst – seinen Ehrgeiz darein setzte, alle Besatzungsmitglieder heil und gesund nach England zurückzubringen. Beispielsweise überließ er bei stürmischer See seine Kajüte den Matrosen zum Ausruhen. Der beste Beweis für seine Haltung ist die Tatsache, dass fast alle Insassen der offenen Barkasse die überaus gefährliche und strapaziöse Reise lebend überstanden. Historiker verweisen auch regelmäßig auf Blighs Logbücher, die aufgrund der damals geltenden Vorschriften in der britischen Marine als äußerst zuverlässige Quellen gelten. Ihnen zufolge verhängte Bligh weniger und mildere Strafen, als sie in der englischen Marine damals üblich oder sogar rechtlich geboten waren. Drakonische Strafen wie das Auspeitschen verhängte er weit seltener als sein Vorbild James Cook.

Le Penseur hat gesagt…

Danke für Ihre interessanten Ergänzungen. Nun, wie so oft, besteht die offizielle Geschichte aus Fehlinformationen. Und so, wie die pöhse Wehrmacht eben einfach Verbrechen begangen haben mußte, und wenn man sie nicht fand, sie halt schnell zusammengefälscht wurden, damit man den Kinderleins schlagkräftig demonstrieren konnte, wie gut es ist, daß es das nicht mehr gebt, so mußte eben auch die königlich englische Marine von US-Filmemachern in Hollywood entsprechend horrifiziert werden, auf daß die Welt erkennen möge, welche Hort der Demokratie und Freiheit doch da zwischen Nordatlantik und Pazifik zuhause ist ...