Montag, 2. Dezember 2013

»Gemeinplätze der ökumenisch-antikapitalistischen Folklore«

... verortet Michael Fleischhacker hinsichtlich der jüngsten Auslassungen Seiner Heiligkeit, Papa Buonasera, in einem durchaus amüsant geschriebenen Artikel unter dem adventlichen Titel »Der Papst, die Armut und ihre Bekämpfung an den Punschständen«. Die Katholikenfraktion der Leserschaft (mit der vermutbaren Ausnahme der Tradiland-Bewohner, denen schwarze Schuhe, eisernes Pectorale und dergleichen Armuts-Insignien derart gegen den Strich gehen, daß ihre traditionelle Romtreue daran leidet) mag es betrüben — aber LePenseur kann dieser Einschätzung Fleischhackers durchaus was abgewinnen:
Wer das eigentlich ist, „die Armen“, ist eine gute Frage. Sie wird in unseren Breiten statistisch beantwortet: Als arm bzw. armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens verfügt. Das sind etwa 13 Prozent der Österreicher und 16 Prozent der Deutschen. Winand von Petersdorff hat in der gestrigen „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ darauf hingewiesen, dass es sich dabei um einen „politisch degenerierten Armutsbegriff“ handle. Fortschritte erfasse dieser relative Armutsbegriff kaum, und das solle er auch nicht: „Denn so lange Armut statistisch dargestellt werden kann, gibt es eine Legitimation für den Ausbau des Sozialstaates.“

Nichtstaatliche Organisationen wie die Caritas haben in dieser Frage eine ambivalente Position: Sie fordern mit avancierter antikapitalistischer Rhetorik (der neue Präsident, Michael Landau, agiert auf diesem Feld noch deutlich lustvoller als sein Vorgänger, Franz Küberl) mehr Sozialstaat, wissen aber, wie wichtig auch für sie der statistische Hauptsatz der Armutsdynamik ist: Die Zahl der Armen bleibt immer gleich. Angesichts der gelegentlich brutalen Wettbewerbskultur in diesem Sektor will wohl keiner der Erste sein, der wegen Erfolgs in der Armutsbekämpfung Mitarbeiter auf die Straße setzen muss.
Daß ein Gutteil — nein, ehrlicherweise sollte man: »ein durchaus unguter Teil« schreiben! — unserer staatlichen und nichtstaatlichen »Armutsbekämpfer« bloß auf fremde Kosten ihr Helfersyndrom therapieren wollen (wenn sie nicht überhaupt darin bloß einen Lobbying-Job sehen, der ihnen ein auskömmliches Einkommen verschafft), hat LePenseur auf diesem Blog nun wirklich nicht erst heute zum ersten Male geschrieben.

Daß sich nach der Definition von »Pastor Æternus« (also jener Konstitution des Vaticanum I, mit dem die Unfehlbarkeit des Papstes »ex cathedra« postuliert wurde) eine bloße Enzyklika nicht auf dem unfehlbaren Niveau einer »definitiven Entscheidung einer dogmatischen Frage der Glaubens- und Sittenlehre« bewegt, ist zwar irgendwie beruhigend, vermag aber doch über ökonomische Unsinnigkeiten aus geweihtem Munde auch nicht wirklich hinwegzutrösten. Zumal zu befürchten steht, daß da noch mehr von dieser Sorte nachkommt. Wenn sich einer schon Franziskus nennt, muß er schließlich seine Marke pflegen ...

LePenseur gibt durchaus zu, daß die verquaste Kapitalismuskritik à la Papst Franz dem (bestenfalls) ebenso gutmeinenden wie ahnungslosen Durchschnittsbürger sicher weit besser gefällt, als die zurückhaltend-klaren Analysen eines Ludwig von Mises. Was an der Richtigkeit letzterer freilich nicht das Geringste ändert ...

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