Montag, 20. Februar 2012

Auf einen Pudel namens Wulff folgt eine Larve namens Gauck

Oder ein Gauck namens Larve, wenn man dem Archiv trauen darf. Aber wer darf das schon, wenn ebendieses Archiv jahrelang unter der Leitung von Gauck alias Larve verwest wurde. Nun, aus mancher Larve wird nach der Verpuppung ein Schmetterling (oder auch eine Motte). Wenn man solch wundersame Metamorphosen beobachten kann, ist das schon irgendwie faszinierend! Gerade noch perfekt an ihr Habitat angepaßte Larve, dann unauffällig verpuppt, und eh voilà: die kleine Raupe Nimmersatt wurde ein wunderschön flügelschlagender Admiral — ach, was sag' ich: ein Präsident! Ein wahrer Lehrer der Demokratie, wie IM Erika (etwas säuerlich, will fast scheinen) sich auszurufen bemüßigt fand. Nun, sie muß es ja wissen ...

Und so schließt sich der Kreis, der mit dem Verbellen des bösen Wulffs begann: der Kandidat der Nationalen Front wird präsentiert (auf Vorschlag einer Partei der Arbeiterklasse, natürlich), und alle sind einverstanden. Bis auf »Die Linke« vermutlich. Die es vielleicht nicht so toll findet, daß ihre IMs mit Mißtrauen beäugt werden, jedoch die der vier systemtragenden und -bildenden Nationalen Front-Parteien nicht. Ach, gehabt euch doch nicht so: Firma Erich & Erich wäre stolz darauf, daß die BRD mittlerweile von zwei ihrer ganz informellen Mitarbeiter geleitet wird ...

21 Kommentare:

Morgenländer hat gesagt…

Dass sich unsere politische Klasse auf einen 'reisenden Politiklehrer' (Selbstbeschreibung) einigt, der es für nötig hält, in aller Bescheidenheit daran zu erinnern, dass er kein Supermann sei, lässt allerdings schlimmes befürchten.

Viele Grüße
Morgenländer

Rayson hat gesagt…

Sorry, werter LePenseur, bei allem Verständnis dafür, gegen den Stachel löcken zu wollen, aber Joachim Gauck oder auch Angela Merkel als Stasi-IMs zu denunzieren, ist einfach nur erbärmlich. Man soll von mir aus beide mit Kritik überziehen, gerne auch mit beißender, aber dieser Griff in die VT-Kiste fällt auf den zurück, der ihn meint nötig zu haben.

Ich werde dann mal nicht weiter stören.

Le Penseur hat gesagt…

@Rayson:

Nun, über Gauck kenne ich diverse Berichte über die von seiner Seite erfolgte »Einsichtnahme« in seine Stasi-Akten, die, gelinde gesagt, etwas »eigenartig« ablief.

Und bei IM Erika ist die Sache schon ziemlich klar: man muß nur zwei und zwei zusammenzählen — z.B. durften in der DDR Regimegegner mit Sicherheit nicht in Physik promovieren. Und wenn dann der Papa ein bekannt SED-linientreuer Pastor war, und das Töchterl stramme FDJ-Funktionärin ...

Über die Rolle von Pastoren im subtilen (und manchmal recht unsubtilen) Machtgeflecht der DDR kann man recht instruktiv das Buch »Abreißkalender« von Freya Klier lesen. Danach fragt man sich dann schon, wie »regimekritisch« wohl ein Pastor Gauck gewesen sein wird.

Sie können übrigens auch einen Artikel von Eva Herman lesen, sofern Sie es nicht vorziehen, es mit Franz Josef Wagner zu halten. Mit ihr niemals »... über Faschismus, Bolschewismus reden. Über das Wetter würde ich mit ihr reden und wie sie ihr Haar blond färbt. Und warum mollig sexy ist und wie der Orgasmus der 48-jährigen Frau ist.«

P.S.: übrigens, Rayson — auch wenn Sie mal fundamental anderer Meinung sind als LePenseur, darf ich Ihnen versichern: Sie stören nie ...


P.P.S.: klären Sie mich bitte noch auf, was eine »VT-Kiste« ist?

Rayson hat gesagt…

@LePenseur

Ja, Berichte jeglicher Art kennt man. Wie plausibel sie sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Und bitte, stelle mich nicht vor die Wahl zwischen Herman und Wagner - mag es auch hier falsch sein, den Dehm zu machen, unerträglich unappetitlich blieben diese Alternativen, wären es denn die einzigen, für mich dennoch.

Als Christ, der ich im Gegensatz zu dir nunmal bin, was wahrscheinlich viele Unterschiede erklärt, verlange ich von niemandem, der als Ostdeutscher in der aktuellen Politik eine Rolle spielt, Regimegegner gewesen zu sein. Wobei aus dieser Eigenschaft, also nicht aktiver Regimegegner gewesen zu sein, ja nun wirklich nicht zwingend das Gegenteil folgt. Was ich aber verlange, ist die Fähigkeit zur Einsicht und Abkehr. Und da habe ich weder bei Merkel noch bei Gauck irgendeinen Zweifel, egal, welche Positionen sie vielleicht mal vorher vertreten haben mögen (wenn diesbezügliche Verdächtigungen denn stimmten). Im Gegenteil: Gerade, wenn sie früher mal Feuer und Flamme für den Kommunismus gewesen wären, wäre ihre heutige Position besonders viel wert, denn im Himmel ist viel mehr Freude über einen reuigen Sünder als über tausend Gerechte. Und Menschen, die nie irren, sind Unmenschen. Wie es anders geht, zeigt übrigens täglich die wiederholt umbenannte SED.

P.S.: Danke. Finde ich nett. Ehrlich.
P.P.S.: VT = Verschwörungstheorie.

Le Penseur hat gesagt…

@Rayson:

Daß Sie mir das Christ-sein absprechen, finde ich aber irgendwie nicht nett. Ich bin's bloß nicht im Sinne irgendwelcher dognatischer Festlegungen des Nicäno-Constantinopolitanums (damals wäre ich vermutlich auf Seiten der Arianer, oder eher noch Photinianer gestanden — aber auch die waren nach Ansicht ihrer Gegner zwar erbärmliche Ketzer, aber deshalb keine »Nicht-Christen«).

Daß Sie Wagner unappetitlich finden, kann ich nachvollziehen — warum Sie Herman ebenso unappetitlich finden, erschließt sich mir nicht ganz. Okay, sie ist keine Libertäre — aber wenn Sie alle, die das nicht sind schon als unappetitlich qualifizieren, bleibt nicht viel appetitliches über. Mal davon abgesehen, daß ich manchen Standpunkt von Ayn Rand weitaus unappetitlicher finde, als alles, was ich von Herman bislang gehört habe.

Und, nein, auch ich bin nicht der Meinung, man müsse sich zu DDR-Zeiten als — womöglich aktiver — Regimegegner betätigt haben. Mir selbst ist heroisches Märtyrertum einigermaßen fremd, und im Gegensatz zu irgendwelchen Gutmenschen der 68er-Generation verlange ich es auch nicht von anderen, wenn ich's selbst nicht erbringen muß und will.

Nur: Gauck wird jetzt als bedauernswerter Stasi-Verfolgter und wackerer Menschenrechtler beweihräuchert — und da steigen in mir Fragen auf, da ich mich in der DDR-Geschichte, kann ich sagen, doch recht gut auskenne, obwohl ich sie nur aus Quellenstudien, nicht aus eigener Erfahrung »kenne«. Seit Jahren beschäftige ich mich nämlich mit so ziemlich allen Aspekten der DDR — politischen, ökonomischen, kulturellen etc. — natürlich nicht, weil sie mir so besonders gefällt, sondern weil ich daraus Erkenntnisse über die zunehmende DDRisierung unserer Gesellschaft in »EUropa« gewinnen möchte. Und in der Tat: die déjà-vu-Erlebnisse werden immer häufiger!

Was Sie über die Freude über einen reuigen Sünder schreiben — völlig d'accord! Nur: ich kann bei Merkel keine reuige Sünderin entdecken, sondern eine klassische Wendehälsin, die jetzt, an die Schalthebel gekommen, alles versucht, in Deutschland nach dem Motto »on revient toujours à ses premières amours« eine DDR light (die nicht mehr so »light« ist, wenn man's näher betrachtet!) zu etablieren. Wenn Sie das anders sehen, okay, Ihre Meinung — nur kann ich's beim besten Willen nicht anders sehen ...

Und wenn vier angeblich in einer klaren Konkurrenz um den Wähler stehende Parteien sich auf einmal, simsalabim!, auf einen Wunderwuzi einigen, dem man quasi pränatal bereits einen Heiligenschein nach dem anderen auf die Stirne drückt, dann frage ich mich instinktiv: warum tut man das? Und beginne mir halt Gedanken zu machen.

Und als christlicher Jurist ;-) der ich bin, gehe ich davon aus, daß die Sündhaftigkeit der Menschen es recht unwahrscheinlich macht, daß diese Einigkeit ein Ausfluß des Psalms 132 (»Ecce quam bonum et quam jucundum, habitare fratres in unum!«) ist, sondern eher, daß da was inszeniert wird.

Bloß krankhaftes Mißtrauen? Ich glaube nicht — ich kenne meine Polit-Papenheimer! In dem Metier kommen auf einen Ron Paul halt eine Million A.löcher — ich kann's leider nicht ändern.

»Menschen, die nie irren sind Unmenschen«, schreiben Sie — völlig richtig! Und sollte ich das Gefühl haben, mich bei Merk- & Gauckel geirrt zu haben, werde ich es in diesem Blog veröffentlichen. Nicht, weil ich so ein edel-selbstkritischer Mensch bin, sondern weil ich mich lieber — gesichtswahrend — selbst korrigiere, bevor mich ein anderer »aufblattelt« (wie der Wiener sagen würde).

Rayson hat gesagt…

@LePenseur

Ich wollte dein Christsein wirklich nicht in böser Absicht bestreiten, aber bisherige Äußerungen deinerseits haben sich für mich nur so zu einem stimmigen Gesamtbild gefügt. Die gegenteilige Information freut mich natürlich, auch wenn wir da von der Definition her noch um einiges auseinanderliegen werden. Für mich ist Christ schon, aber auch nur, wer die ersten fünf Zeilen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses (also bis "nostrum") glaubt.

Irgendwie scheinst du den Eindruck zu haben, ich sei ein Libertärer. Das ist, wie dir jeder dieser wackeren Streiter für die irdische Erlösung bestätigen wird, natürlich nicht der Fall. Und Ayn Rand halte ich für eine überhebliche Langweilerin, obwohl in "Atlas Shrugged" z.T. erstaunliche Parallelen zur heutigen Zeit zu finden sind.

Mein Problem mit Herman beginnt mit ihrer Fixierung auf Geburten, und es endet mit ihrem Engagement für den Kopp-Verlag. Ich würde jederzeit ihr Recht verteidigen, all das zu sagen, was sie sagt, und es zu sagen, wo sie es sagt, aber das heißt ja nicht, dass ich es prickelnd zu finden habe. Es muss Esoteriker geben, aber ich muss nicht dabei sein.

In Sachen EURopa-Kritik sind wir uns wohl recht nahe, aber dazu muss ich nicht Personen unlauter verdächtigen. Wer auch immer hinter Merkels Opportunismus eine Linie zu erkennen meint, kann sich zwar meiner Bewunderung, nicht aber meiner Zustimmung sicher sein. Bei Gauck allerdings habe ich in all den Jahren seit der Wiedervereinigung keine radikalen Positionswechsel feststellen können.

Die momentane Einigkeit ist wirklich kein Zufall, aber aus bekannten Determinanten hinreichend erklärbar. Da wären zum einen (und wohl an allererster Stelle zu nennen) die unsicheren Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung. Dann die schlechte Erfahrung mit einem Präsidenten, den sich Merkel in Alleinherrschaft ausgesucht hat. Und schließlich die wirklich nicht übliche, nichtsdestotrotz für alle erkennbare Tatsache, dass ein konsequentes inhaltliches Bekenntnis der FDP in der Lage war, die taktischen Spielchen der anderen ad absurdum zu führen.

Die angebliche "Allparteienkoalition", die ja schon die SED ausschließt, kam für alle Parteien außer der FDP nur zähneknirschend zustande. Sollte das nicht reichen, VT-Varianten erstmal beiseite zu legen?

Le Penseur hat gesagt…

@Rayson:

Diese?

Credo in Deum,
Patrem omnipotentem,
Creatorem cæli et terræ.
Et in Jesum Christum,
Filium ejus unicum, Dominum nostrum.


Okay, ich habe da nur vermutlich eine zu Ihnen etwas differente Auffassung, was die Worte »filium ejus unicum« bedeuten ;-)

Rayson hat gesagt…

@LePenseur

Ich bin da sehr flexibel.

Arminius hat gesagt…

Ob Gauck der Kandidat des Demokratien Blocks der Parteien und Massenmedien der BRD ist, sei dahingestellt. Doch verglichen mit den Leuten, die Merkel vorgeschlagen hat, erscheint mir Gauck als so weit rechts, daß er aufpassen muß, keine Probleme mit der Antifa zu bekommen.

Arminius hat gesagt…

Im EF-Magazin könnt ihr diesen schönen Kommentar zur Nominierung Gaucks lesen.

Volker hat gesagt…

Lieber Denker,

mir kam schon im November 89 das große K., als die Überangepassten auf einmal reumütig bekannten, schon immer gegen die SED und den Sozialismus gewesen zu sein. Die Typen, die genau an dem Tag, als die SED als Machtfaktor von der Bühne verschwunden war, ganz laut (heute würde man sagen: couragiert) "Nieder mit der SED!" riefen.
Sie können mir glauben, dass ich die Lügner an den Augen erkenne. Von der ganzen Stasi-Bagage gab es nur einen, der mich hinters Licht geführt hat: Ibrahim Böhme.

Nebenbei, es muss gar nicht immer Stasi gewesen sein. Auch ohne diese spezielle Tätigkeit war ein ebenso widerliches Exemplar unser Kurzzeit-Bundespräsidentschaftskandidat Steffen Heitmann. Dieser Widerstandskämpfer hat so geheim Widerstand geleistet, dass es nicht nur keiner seiner Nachbarn, sondern nicht mal die Staatssicherheit bemerkt hat.
Die Staatssicherheit hat Akten über sechs Millionen Menschen angelegt. Da sollte eigentlich für jeden halbwegs aktiven Menschen eine dabei sein, würde man denken. War auch so. Nur Schleimer Heitmann war so eklig, dass es selbst die Stasi geschüttelt hat.

Diese Vorrede um deutlich zu machen, dass meine positive Meinung über Gauck nicht mal eben so dahergesagt ist. Ich halte Gauck für einen intelligenten, integren Mann. Allein dass er für Sarrazin Partei ergreift, dass er den Zorn der politischen Klasse ebenso riskiert wie die Angriffe der Antifa-SA, kann man ihm gar nicht hoch genug anrechnen.

Und falls (davon gehe ich aus) meine Suada Sie nicht überzeugt, dann sehen Sie sich doch bitte mal die anderen zur Rede stehenden Kasperköpfe an.
Lammert, ja der wäre auch gut. Aber Töpfer, Göhring-Eckart, von der Leyen, Käßmann, Huber, Limbach …
… na sehen Sie, gut dass wir Gauck haben.

Le Penseur hat gesagt…

@Volker:

Ich habe irgendwie den Eindruck, daß mein Artikel ein wenig mißverstanden wurde ...

Es ging mir nicht darum, damit zu sagen, daß bzw. warum Gauck ein schlechterer Kandidat wäre als Töpfer, Göhring-Eckart, von der Leyen, Käßmann, Huber, Limbach & Co. — ich halte ihn für immer noch besser als all die genannten (soweit ich sie überhaupt schon mehr als dem Namen nach kannte). Ich wollte damit nur ausdrücken, daß ich Gauck bei weitem nicht für den »wahren Lehrer der Demokratie« und für den Polit-Messias halte, als der er jetzt gehandelt wird.

Sondern für einen nach der Wende regimekritischen Mann, der vor der Wende (zumindest!) leisegetreten hat. Ist kein Verbrechen, war aus den Umständen nachvollziehbar — alles gebongt: nur wenn so jemand dann zu (ich übertreibe jetzt bewußt) »Honni's Stauffenberg« hochstilisiert wird, dann geht mir, wie der Wiener sagt, »das Geimpfte auf« (ich liebe einfach das Wienerische wegen der unnachahmlichen Bildhaftigkeit seiner Ausdrücke!) ...

Und ich mußmaße, daß dieser Gauck nicht die 150% integere Lichtgestalt gegenüber dem pöhsen Korruptionistensumpf-Wulff ist, sondern daß letzterer aus einem ganz banalen Grund geschaßt werden sollte: nämlich weil man befürchtete, er könne das schöne Eurokraten-Projekt »Rettungsschirm für jedermann (insbes. Polit- und Bank-Kriminelle)« durch Verweigerung seiner Unterschrift gefährden. Wobei ich mir durchaus denke, daß das, was ihn bloß schrecken und gefügig machen sollte, dann halt leider zum medialen Selbstgänger wurde.

Jedenfalls halte ich die Idee, daß zwei Ex-DDRler, die beide eine zumindest hinterfragenswürdige Rolle während der SED-Herrschaftszeit spielten, sowie ein wegen seinerzeitigen Koffertragens jederzeit erpreßbarer Rollstuhlfahrer in den drei Spitzenpositionen Deutschlands — und das sind nun mal BK, BFM und BP — sitzen, für nicht ganz so prickelnd. Und halte es auch nicht für einen bedauernswerten unglücklichen Zufall, daß das so ist, sondern für durchaus gewollt. Gewollt nämlich von den in Brüssel und Washington sitzenden tatsächlichen Machthabern. Die alles mögliche, aber nur sicher kein Interesse an einer starken Regierung in Deutschland haben. Die wollen nämlich schlicht und einfach nützliche Idioten, denen sie zur Erhöhung der Zahlungsbereitschaft jederzeit mit der Auschwitz-Keule in die Weichteile dreschen können.

Ich weiß — alles bloß VT-Kiste! Deutschland ist ein souveräner Staat, die Bundesregierung vertritt die Interessen des deutschen Volkes, Staatsausgaben sichern das Wirtschaftswachstum, CO2 hebt den Meeresspiegel, läßt die Löwen in der Serengeti verdursten und dafür die Eisbären in Grönland dahinschmelzen. Wie jedermann weiß.

FDominicus hat gesagt…

kurios. Da wurde die Entscheidung für Gauck so gefeiert und man selber war der Meinung: http://fdominicus.blogspot.com/2012/02/gauck-ist-es-geworden.html

Nescio hat gesagt…

Penseur, ich stimme Ihnen zu.

Täuschland kriegt eine neue Obermarionette. Und in China ist soeben ein Fahrrad umgefallen. Soweit die spannenden Nachrichten.

Zu Erika Merkel: FDJ-Funktionärin plus akademische Karriere ... da mußte man der Partei schon SEHR zu Diensten sein. Wenn schon nicht als ordentlichen Parteimitglied, so doch zumindest als äußerst fleißige IM.

Gauck wurde von der Stasi nicht verfolgt. Wenn er verfolgt worden wäre, würde er heute ziemlich sicher nicht mehr leben. Stichwort "Zersetzung".

http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Fuchs :
"Sein Freund Wolf Biermann schrieb dazu: „Sein Tod mit 48 Jahren ist eines der Indizien. Fuchs starb an einem Blutkrebs, der auf Strahlenschäden hinweist.“[7] Der damalige Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen Joachim Gauck veranlasste eine wissenschaftliche Untersuchung, die zahlreiche andere missbräuchliche Verwendungen radioaktiver Substanzen durch die Staatssicherheit offenbarte, zum Beispiel die Verstrahlung von Manuskripten des SED-Kritikers Rudolf Bahro.[8]"

http://de.wikipedia.org/wiki/Zersetzung_(Ministerium_f%C3%BCr_Staatssicherheit)
"So starben mit Rudolf Bahro, Gerulf Pannach und Jürgen Fuchs im Abstand von zwei Jahren drei zum gleichen Zeitpunkt inhaftierte, prominente DDR-Dissidenten an Krebserkrankungen.

Wie leicht ist es, einen Inhaftierten in seiner Einzelzelle radioaktiv bzw. mit Röntgen zu bestrahlen, ohne sein Wissen. Und wie leicht ist es, einem, der sich sein Essen klarerweise nicht aussuchen kann, was hineinzumischen!

Zu den ebenso leichten Übungen der Stasi gehörte es, in Wohnungen heimlich und spurlos einzudringen, während die Bewohner abwesend, zB in der Arbeit, waren (ist nix Besonderes, macht auch das österr. HNA, und der südländisch aussehende Typ vom Aufsperrdienst kanns auch).

Da kann man leicht was in die Lebensmittelvorräte mischen, evtl. vorhandene Medikamente heimlich austauschen, oder radioaktives Material im Bett, in der Matratze, verstecken ... na dann gute Nacht!

Gauck ist nichts dergleichen passiert.
Gut, vielleicht war er schlauer als die ganze Stasi. Hat vielleicht zum Schein mitgearbeitet, aber dabei alle an der Nase herumgeführt ... leider nicht sehr wahrscheinlich. Das waren schließlich Profis.

quer hat gesagt…

"....weil man befürchtete, er könne das schöne Eurokraten-Projekt »Rettungsschirm für jedermann (insbes. Polit- und Bank-Kriminelle)« durch Verweigerung seiner Unterschrift gefährden..."

Auch. Insoweit bin ich bei Ihnen. Das ist der Punkt, auf den es ankommt. Und da erklärt sich der hinhaltende Widerstand Merkels und ihre bitter-lächelnde Miene am Sonntag. Sie hat guten Grund zu fürchten, daß (auch) Gauck die Aufhebung der Souveränität Deutschlands und die faktische Entmachtung des Bundestages nicht unterschreiben, sondern sich eher beim Bundesverfassungsgericht Gewißheit verschaffen wird. Wenn Gaucks Aussagen zu Freiheit und Verantwortung keine Sprechblasen waren (und nichts deutet darauf hin), dann muß er so handeln. Alles andere wäre ein gigantisches Täuschungsmanöver gegen das Volk. Handelt er aber so, wie von mir vermutet und erhofft, dann ginge er als einer der Großen in die deutsche Geschichte ein.

Wenn jetzt plötzlich bei Grün “Erkenntnisse” Platz greifen, dann belegt das ein politisches Kalkül, welches 2010 noch recht gefahrlos war. So ist man 2012 in die selbst gestellte Falle getappt, ohne das Betreten verweigern zu können. Ein Meisterstück in Sachen Ironie der Geschichte.

Volker hat gesagt…

@Denker

„nur wenn so jemand dann zu (ich übertreibe jetzt bewußt) »Honni's Stauffenberg« hochstilisiert wird,“

Sie sagen es. Er wird hochstilisiert.
Gauck selbst hat sich von den „Nieder mit der SED“-Schreihälsen durch seine wohltuende Sachlichkeit abgehoben. Er ist mit Schuldzuweisungen außerordentlich sparsam umgegangen.
Von anderen wird er erhöht. Er selbst bleibt auf dem Teppich.
Das heißt nicht, er wäre einer der übers Wasser geht. Aber er ist meiner Meinung nach für dieses Amt zurzeit von allen zugelassenen Möglichkeiten die beste Besetzung.

Dass die wirklichen Machthaber …
[die wirklichen Machthaber?
Früher hielt ich das für VT. Aber wenn über die Jahre immer wieder der gleiche Mist gemacht wird, wenn die Entscheidungen der Regierung vorhersehbar und immer wieder falsch sind, wenn Politik, Wissenschaft und Medien in einer Tour gleichgeschaltet gegen Deutschland hetzen - dann muss es einen Grund dafür geben. Kein Rauch ohne Feuer. So richtig habe ich den Grund noch nicht gefunden. Aber es müssen einflussreiche Gruppen sein, die kräftig an den Strippen ziehen. Anders sind die Zustände jedenfalls nicht erklärbar]
… an Marionetten interessiert sind, liegt in der einfachen Logik. Und wir können sicher sein, dass die es bald geschafft haben. Die wenigen bunten Vögel sind in der FDP und demnächst im politischen Abseits. Wenn man sich den politischen Nachwuchs der sog. „Volksparteien“ ansieht, kommt einem das kalte Grausen.

CK hat gesagt…

Auch wenn es offtopic ist, ich will hier nur kurz klarstellen, dass:

Ayn Rand- die für mich selbstverständlich keine „überhebliche Langweilerin“ ist, sondern eine bedeutende Philosophin (dies unabhängig davon, ob ich mit allem einverstanden bin oder nicht)- keine Libertäre war, sondern sich aus diversen, m.E. gut nachvollziehbaren Gründen vom Libertarismus (und somit von Denkern wie bspw. Murray Rothbard) massiv distanziert hat. Dass viele Libertäre sich trotzdem positiv auf sie beziehen und es natürlich auch trotz aller Differenzen immer noch viele gemeinsame Ansichten gibt, ändert daran nichts.

Rand war- politisch betrachtet- klassisch-liberal. Libertäre jedoch sind oft Anarchisten oder dem Anarchismus freundlich Gesinnte. Was Ayn Rand davon hielt, kann in „The nature of government“ nachgelesen werden. Sie empfand- übrigens ähnlich wie Ludwig von Mises, der sich wohl im Grabe umdreht angesicht der heutigen Anarcho-Haltung des nach ihm benannten Institutes- dererlei Spinnereien als völlig weltfremd, unsinnig, gefährlich und dumm. Hinzu kamen massiv philosophische Differenzen, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte.

Auch heute steht das ARC um Leonard Peikoff massiv auf Kriegsfuß mit Lew Rockwell, Sheldon Richman, Ron Paul und Co. Dabei geht es bei weitem nicht nur, aber eben auch um konkrete politische Themen wie bspw. Israel/Nahostkonflikt oder US-Außenpolitik. Ausgehend davon, sehe ich mich daher auch selber nicht als Libertärer (wobei ich auch Rayson nicht als solchen ansehe), auch wenn wir auf LfL libertäre Seiten (allerdings ebenso wie linke oder konservative) verlinken.

Mehr dazu von mir auch hier:
http://lforliberty.wordpress.com/2009/09/01/libertarismusnihilismus/

Ansonsten stimme ich Rayson in diesem Thread zu.

Le Penseur hat gesagt…

@CK:

Nun, Ayn Rand — »ach laß, Louise, das ist ein zu weites Feld ...«

Ich gestehe offen, daß ich ihr opus magnum nicht lesen konnte, weil ich mich bereits nach wenigen Seiten an die »Spannung« erinnert fühlte, die bspw. dem »Buch Mormon« innewohnt (welches von Mark Twain bekanntlich als »printed chloroform« charakterisiert wurde). Mir ist einfach schleierhaft, wie dieses Buch je von jemandem freiwillig gelesen werden konnte.

Ansonsten kenne ich von Ayn Rand nicht wirklich was — ein paar Zitate, die ich teils okay, teils platt, teils einfach gräßlich fand, das war's. Aber nichts dabei, was in mir den Wunsch nach weiterer Rand-Kenntnis geweckt hätte.

Jedenfalls finde ich Ron Pauls Ansichten erheblich zuträglicher, als das was ich von ihr kenne. Ron Paul würde von Ludwig v. Mises wohl nicht als »weltfremd, unsinnig, gefährlich und dumm« angesehen werden, denke ich mal. Bei manchem Zitat von Ayn Rand, das ich las, wäre ich mir diesbezüglich hingegen nicht so sicher ...

CK hat gesagt…

@LePenseur : So verschieden können Geschmäcker sein. Mich zog Atlas Shrugged von Anfang an in den Bann, vor allem der Plot (die Welt in der er spielt, erinnert mich massiv an unsere heutige, vor allem die Bürokraten und Politiker sind so realitätsgetreu gezeichnet), aber auch die eigentlichen Charaktere des Romans. Eine Frau wie Dagny imponiert mir sowieso. (Dass ich bei ihr leider so wenig landen würde wie Eddie Willis, spielt da keine Rolle.) Die lange Rede Galts fand ich eh sehr interessant und bin seitdem auch am Objektivismus (wie an Philosophie i.allg.) interessiert und habe gewisse Sympathien dafür. [Das Buch Mormon habe ich übrigens auch, aber nie gelesen (ein amerikanischer „Missionar“ schenkte es mir).]

Rand und Mises kannten sich privat und schätzten sich wohl gegenseitig sehr, wenngleich sie fernab von Wirtschaft und Politik viele verschiedene Ansichten hatten. Rand war wohl mit vielem in „Human Action“ auch gar nicht einverstanden.

Was Ron Paul angeht, habe ich ja schon bei mir auf dem Blog dargelegt wieso ich mich von ihm abgewendet habe. Bin zwar nicht immer mit Peikoff und/oder Brook einverstanden, aber wenn es um diesen Mann geht, bin ich absolut ihrer Meinung: komplett unwählbar! Spätestens nachdem er Bradley Manning einen Patrioten nannte, ist er für die Mehrzahl der Amerikaner aber sowieso gestorben.

Le Penseur hat gesagt…

@CK:

Spätestens nachdem er Bradley Manning einen Patrioten nannte, ist er für die Mehrzahl der Amerikaner aber sowieso gestorben.

Naja, ich habe von der Intelligenz des berühmt-berüchtigten »Durchschnittswählers« nie allzu viel gehalten (wie Sie wissen, habe ich mich schon öfters für ein Zensuswahlrecht ausgesprochen, da wirtschaftlicher Erfolg — und darauf basierend: Steuerleistung — zwar nicht immer, aber doch meist zumindest mit dem Ausschluß von Dumpfgummi-Eigenschaft einhergeht), und von der Intelligenz speziell des US-amerikanischen »Durchschnittswählers« konnten mich die letzten Jahrzehnte auch net wirklich überzeugen.

Aber sei's drum ... für mich wäre Ron Paul u.a. genau aus den Gründen wünschenswert, aus denen Sie sich von ihm abgewendet haben. Ich habe nun mal ganz tiefinnerlich was gegen Imperien und bin jedem dankbar, der eines zu zerstören beabsichtigt. Mir fehlt bis dato leider noch der chinesische Ron Paul, der indische, der islamische etc.

Wenn es aber nicht möglich ist, sämtliche Imperien zu zerstören, dann bin ich schon dankbar, wenn es wenigstens eine Konkurrenz zwischen einander weitgehend gleichrangigen solchen gibt, und keines davon entscheidend heraussticht — und das heißt im Moment: die USA müssen dringend auf eine »normale« Großmachtposition zusammengestutzt werden. Und wenn dies nicht durch Kriege und Wirtschaftskatastrophen geschieht, sondern durch die Politik eines weisen Mannes, der freiwillig der Großmannssucht abschwört, soll es mir nur umso lieber sein!

CK hat gesagt…

@LePenseur: Ich bin selbstverständlich für ein allgemeines Wahlrecht. Da geht es einfach um den Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz. Ein Zensuswahlrecht wäre nahezu feudalistisch und sicher nicht liberal. Und ich bezweifle dass sie mit amerikanischen Wahlergebnissen wirklich

zufriedener wären wenn nur noch Menschen wie Steve Jobs, George Soros, Sean Penn usw. wählen gehen dürften. Gewiefte Bankmanager bspw. könnten dann noch umso mehr Staatsgelder rausschlagen. Dann gibt es halt nur noch den „Sozialstaat für Unternehmen/Banken etc.“, während die Leistungen für Arbeitslose, Behinderte usw. gegen null gefahren werden. Die Konsequenzen (Erstarken revolutionär-sozialistischer Ideen, Bürgerkrieg etc.) kann man sich lebhaft vorstellen. Man muss schon alle Bürger „mitnehmen“.

Das Endes des amerikanischen Imperiums droht ohnehin (und im Gegensatz zu Ihnen macht mir das eher Sorgen, weil was soll danach kommen? China? Russland?). In den Jahren unter Bush und Obama wurden soviele falsche Entscheidungen getroffen. Und das Volk ist auch verständlicherweise kriegsmüde. Das erklärt ja auch den Erfolg Ron Pauls selbst bei Menschen, die seine skurillen Ansichten zu Manning, Wikileaks usw. nicht unbedingt teilen und entweder darüber hinwegsehen oder sich dessen nicht bewusst sind.



Ich halte aber die Wahl zwischen neokonservativem „Demokratieexport“ und Paulschem „Neutralismus“ (quasi Marke Schweiz, was in dem kleinen Alpenland eine bewährte Tradition sein mag, aber für die USA eher unpassend) für eine falsche Dichotomie. Weder die eine noch die andere Außenpolitik ist m.E. wünschenswert. Gary Johnson scheint dies verstanden zu haben und hebt im Gegensatz zu Paul daher auch die Bedeutung politischer und militärischer Allianzen mit bspw. Israel hervor. Aber dieser nahezu ideale Kandidat hat natürlich leider keine Siegchancen.